Am 5.März wurde ich für einen action geladenen Kurzfilm gecasted.
"Must be skilled in some kind of Martial Art. Hand to Hand Weapon a plus."
Ich fuhr nach Hollywood und traff mich mit dem Film Produzenten und dem Direktor an der Los Angeles Film School am Sunset Blvd.
Es waren zwei Hauptrollen gefragt: Beelzebub, der Dämon der über die Herrschaft der Menschheit kämpft. Und der Engel Michael, der versucht ihn zu stoppen.
Hauptsächlich ging ich natürlich für die Rolle des Bösewicht (wie immer), aber überlies die Entscheidung letztendlich dem Regisseur.
Danach war dann noch eine kleine Martial Art Demonstration gefragt.
Meine Antwort darauf war: "Well, I am not an Martial Art Expert, but I am a trained Screen Fighter, so I can tell and show you how a fight looks good on screen. I just need a partner for that."
Darauf meldete sich ein Helfer und ich zeigte ihm innerhalb 2 Minuten eine Kampf-Choreographie. Der Regisseur schmiss sich gleich hinter seine Kamera und filmte alles. Es war sehr einfach, aber das Team war begeistert davon. Sie meinten sie melden sich innhalb der nächsten Tagen und geben bekannt wer die Rolle bekommt.
Naja, zwei Tage später bekam ich die Nachricht dass ich die Rolle des "Beelzebub" bekomme. Ich fuhr wieder zur Sunset Blvd. und traff mich mit dem Regisseur (Dave Brewer), Produzenten und dem anderen Hauptdarsteller (Jabari Pride).
Wir lesten das Drehbuch und horchten uns die Anweisungen und Ideen des Regisseurs an.
Danach gingen wir zum Trainingsraum und starteten einige Iden für die Kampfszenen zu sammeln. Der Film sollte drei kurze, zwei lange Kämpfe, und zwei Schwertkämpfe beinhalten.
Die Sache war nur, dass normalerweise dauert es etwa vier bis sechs Monate solche Kampfszenen vorzubereiten, und zu traininern. Wir hatten 3 Tage!
Und nochdazu war das der erste Action Kampf Film für den Regisseur und für den anderen Schauspieler, deshalb denke ich dass sie nicht wirklich realisierten worauf sie sich hier einließen. Aber zur selben Zeit weiß ich auch, dass das ein großer Grund war, warum der Regisseur mich auswählte. Er wusste dass ein Screen Fighter und Fight Choreograph hier sehr hilfreich sein würde.
Als ich dann nach Hause fuhr, machte ich mich gleich an die Arbeit die ganzen Kämpfe zu choreographiern und einzustudieren.
Ich könnte jetzt natürlich die ganzen Philosophie von Screen Fighting erklären und aufzählen was ein guter Kampf von einem schlechten unterscheidet. Aber das würde dann doch alles zu lange dauern.
Auf jeden Fall trafen wir uns einige Tage später wieder und Schritt für Schritt ging ich mit Jabari über jede einzelne Kampfszene. Das gute war, dass er schon viele Jahre Martial Art Erfahrung hatte, deshalb musste ich ihn gott sei dank nicht lehren wie man kicked, schlägt, oder blockt, was meistens das Schwierigste ist.
Danach war alles nur eine Frage von Wiederholen und verfeinern, wobei ich sagen muss dass das einfacher klingt als getan.
Das lustige war, dass der Regisseur einfach nur mit seiner Kamera filmte, staunte und nur dankbar war, wie gut alles aussah.
Einige Tage später war dann Drehbeginn angesagt.
Während das Team Kamera und Beleuchtung aufstellte, ging ich in den Make-Up Raum und bekam von meinem Special-Effect Stylist ein cooles Dämonen Gesicht, was zwei Stunden absolut still stehen bedeutete.
Als ich dann fertig war ging ich zum Drehort, wo alles schon ziemlich bereit war, wärmte mich auf und ging mit Jabari die Choreographien durch. Die erste Szene sollte der Schwertkampf sein.
Nun, hier ist die Sache mit Stunts. Die besten Ideen für Stunts bekommt man erst, wenn man am Drehort ist.
Ich hatte also die Idee auf das Gelander des Gebäude zu springen, und einen Rückwärts Salto zu machen, während Jabari mit seinem Schwert unter mir durchzieht. Die Sache war nur, auf der anderen Seite des Gelanders ging es zehn Meter runter, und wenn ich fallen würde, dann würde ich mitten auf der Straße des Sunset Blvd. landen!
Das Team deutete mir natürlich den Vogel. Einerseits wollten sie diese wahnsinnige Idee für den Film, aber andererseits wollten sie mich nicht fallen sehen. Für mich war das ganze jedoch ein relativ einfacher Stunt, da ein Rückwärtsalto vom Kasten, vom Zaun, oder von einem Gelander etwas ist, dass ich ständig mache. Es war alles nur eine psychische Frage nicht nervös zu werden nur weil es auf der anderen Seite 10 Meter runter geht.
Die Kamera wurden also positioniert, die Matten bereit gestellt, und ich erklärte Jabari alles gaaanz genau was er zu tun hatte. Danach lag alles an mir!
"Camera Rolling. ... And Action!"
Alles lief perfekt. Außgenommen die Leute die am Sunset Blvd. spazierten, mich sahen, und fast einen Herzinfakt bekamen.
Der Stunt wurde ein paar mal wiederholt und es sah bestens aus, ...bis es auf einmal etwas zu regnen begann. Jetzt mussten wir uns wirklich beeilen, weil einige Tropfen für diesen Stunt ein großes Risiko dartsellte. Ich trocknete das Gelander und wiederholte den Stunt noch etwa 2-3 mal.
"And Cut!" Die erste Szene des Films war im Kasten. "What a Stunt? You are crazy, O.C.!"
Als nächstes war der Schwertkampf angesagt, was so ziemlich reibungslos ablief. Außer dass am Ende die Schwerter total verbogen und abgehackt waren. Aber die ganze Szene sah ziemlich cool aus.
Danach ging die Sonne auch schon unter und wieder wechselten zur nächsten Szene. Eine kurze Szene in einem schmalen Stiegenhaus. Und wenn ich das Wort Stiege höre, kommt mir sowieso nur eine Sache in den Kopf: "Stair Fall Stunt"
Ich bietete den Stunt an die Treppen runter zu fallen, und der Regisseur war natürlich zuerst etwas skeptisch und besorgt, aber nachdem was er heute von mir und dem Gelander gesehen hatte, war er für jeden Vorschlag offen.
Ich studierte den Fall genauestens ein. Klingt wahrscheinlich etwas komisch, aber jede einzelne Stufe hat seinen eigenen Job. Stufe 1 Fall, Stufe 2 Abstützen, Stufe 3-4 Rolle zur Seite, Stufe 5-6 Rolle am Rücke, etc.
Ich muss zugeben jeder Treppen Fall schmerzt unheimlich, unheimlich, unheimlich! Vor allem wenn die ganzen Knochen bei jedem Aufschlag durchs ganze Treppenhaus hört.
Aber, aus irgendeinem Grund ist der Treppen Fall immer eins meiner lieblings Stunts.
Am nächsten Tag waren dann die zwei großen Kampfszenen am Plan. Zuerst filmten wir die Eröffnungszene mit Dialog.
Aus zeitlichen Gründen mussten wir dann für eine Stunde den Drehort wechseln weil wir für eine Szene den Sonnenuntergang brauchten.
Der Endkampf, in dem Beelzebub so ziemlich niedergeschlagen wird. Ich hatte einige große Fälle, und auch wenn das Team mir Matten zum weicheren Aufprall zur Verfügung stellte, brachte es mir nicht viel, da ich einige male die Matten total verfehlte und einfach am Asphalt landete.
Aber ich sagte dem Regisseur dass er die Kamera nicht stoppen solle, und wir die ganze Szene wiederholen und wiederholen bis es gut aussieht.
Ich war k.o. aber konnte mir keine Pause leisten, weil mit jeder Sekunde die Sonner mehr unterging und es dunkel wurde. ...bis wir letztendlich alles im Kasten hatten und ich auf den Matten zusammenbrach. Mein Elbogen war aufgeschürft, mein Knöchel verstaucht, und wir waren noch lange nicht fertig.
Hier sieht man wie ich unabsichtlich die Matte verschiebe und daneben lande.
Der längste Kampf sollte noch bevorstehen.
Der sogenannte Dolly Fight (Dolly ist die Bezeichnung der Kamerabewegung), der in etwa eine Minute lang dauern soll, was für eine Kampfszene ohne Pause ziemlich lang ist; und das ganze im Durchschnitt zehn mal wiederholt wird.
Einmal, bei einem High Kick, rutschte ich vor Müdigkeit total aus, und landete flach auf meinem Rücken. Das war so ziemlich das erste Mal, dass ich mich für eine Minute nicht bewegen konnte.
Aber es musste weitergehen. Und zwei große Fälle waren auch noch angesagt. Und natürlich verfehlte ich auch hier einige male wieder die Matte. Mein Elbogen war mittlerweile schon taub, und meine Schulter konnte ich auch kaum mehr bewegen. Aber nachdem es die letzte Szene war, kämpfte ich noch durch und beendete den Film.
Das war bei weitem der anstrengedste Film an dem ich teilgenommen habe. Aber ich war stolz darauf die ganzen Kampfszenen choreographiert zu haben, und mein Stunt-Niveau auf ein ganz neues Level gebracht zu haben.
Jedoch muss ich erwähnen, dass ich mich am nächsten Tag nicht bewegen konnte, nicht mal in meinem Bett zur Seite rollen konnte, weil meine linke Hüfte, Elbogen, und Knöchel so schmerzte. Aber was tut man nicht alles für den Showbusiness.
Etwas ein Monat später traf ich mich wieder mit dem Team, und wir gingen ins Tonstudio, um unsere Dialog Szenen zu verfeinern.
Das war auch ganz lustig die Kampf-Effekte übers Mikrofon zu imitieren. "Uh, Ah,..."
Am 25.April war dann Premiere angesagt. Im fast vollen Kinosaal der Los Angeles Film School.
Leute waren absolut begeistert und konnte nicht glauben, dass Jabari und ich zum ersten Mal zusammen arbeiteten, und wir nur drei Tage zur Vorbereitung hatten. Viele Leute sprachen mich auch bezüglich des Rückwärts Saltos an. Einer fragte uns sogar, ob wir an Sicherheitskabeln hangen :)
Auf jeden Fall stellten sich viele Regisseure und Produzenten bei mir vor und fragten für meine Visitenkarte, für den Fall dass sie einen Stuntman, Stunt Coordinator, oder Fight Choreografen bräuchen.
Es war also ein voller Erfolg. Schmerzvoll, aber erfolgreich!
Hier könnt ihr euch einige Kampfszenen des Films ansehen.
www.youtube.com/watch?v=CLuoWPuiVGA
O.C. Ono - 5. Mai, 01:34